Lux lucet in tenebris – „Erleuchtendes" beim Freundeskreis
Vortrag von Dr. Heidrun Schweinfurth
Im gut gefüllten Musiksaal des JKG begrüßte der Vorsitzende Harald Eßwein die Heidelberger Geographin und Historikern Dr. Heidrun Schweinfurth zu ihrem Vortrag über „Die Waldenser“. Raum und Zeit umspannend führte sie die Zuhörer von der Handelsstadt Lyon, wo Waldes als reicher Kaufmann im 12.Jh. lebte, über die Alpen ins Piemont von dort weiter über Genf in den Kraichgau und bis nach Hessen.
Losgelöst von der geltenden Kirchendoktrin suchte Waldes seinen eigenen Weg zu Gott, deshalb ließ er als erster das Neue Testament in den franko-provenzalischen Dialekt seiner Heimat übersetzen, änderte nach dessen Studium sein Leben, zog in Armut als Wanderprediger umher und gewann viele Anhänger. Diese wurden jedoch als Ketzer gebrandmarkt und mussten um ihr Leben fürchten. Zuflucht fanden sie in unzugänglichen und kargen Bergdörfern der Cottischen Alpen, Grenzgebiet zwischen Frankreich und dem Herzogtum Savoyen Piemont. Dass der Monviso, der höchste Berg dieses Teils der Alpen auch Nicht-Reisenden durch die Paramount-Filme bekannt sein dürfte, ist eines von vielen Details, mit denen Frau Schweinfurth ihre Vorträge so lebendig macht.
Die Stichworte "Wein" und "herrliche Landschaft" führten in den Kraichgau. Dort siedelte der Herzog von Württemberg die nun aus dem Piemont Flüchtenden an, um nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges das brachliegende Land wieder zu bevölkern. Er ließ lediglich eine lange Straße bauen und gab ihnen Land. Der Landwirtschaft und des Ackerbaus aber unkundig, dauerte es fast ein Jahrhundert, bis aus den Scheunen die charakteristischen Häuser mit straßenseitigem Giebel, Gärten und Ackerland dahinter entstanden und heutige Orte wie Großvillars, Kleinvillars, Pitache, usw. ihr jetziges Aussehen erhielten. Waldenserfamilien zogen aber auch weiter und fanden links und rechts der Weser in Gottestreu und Gewissenruh (Namen, die der hessische Herzog festlegte) eine neue Heimat.
Lange lebten die Waldenser in ihrer eigenen Sprache ihren eigenen Glauben und ihre Traditionen. Friedhöfe und Gedenksteine und Inschriften auf Häusern in Französisch legen beredtes Zeugnis ab. Erst seit dem 19. Jahrhundert mit ihrer Eingliederung in die jeweiligen evangelischen Landeskirchen ist anstelle von Französisch Deutsch die offizielle Sprache in Schulen und Gottesdienst.
Harald Eßwein bedankte sich herzlich und überreichte ein passendes Weinpräsent aus Südfrankreich. (AT)