Teufel, Hexen, Juden - Der 'teuflische Gestank' als Kennzeichen für Außenseiter über Jahrhunderte
Vortrag von Prof. Dr. Winfried Frey
Schon der Titel des Vortrages von Professor Winfried Frey beim Freundeskreis vom Justus-Knecht-Gymnasium machte betroffen und auch neugierig, ging es doch um "Teufel, Hexen, Juden" und im Besonderen um, laut Untertitel, "Der teuflische Gestank als Kennzeichen für Außenseiter über Jahrhunderte". Zur Einstimmung auf das Thema zeigte der Referent einige anschauliche Abbildungen der Hölle, unter anderem von Lucas Cranach dem Älteren und Peter Paul Rubens, die drastisch die Höllenqualen- und Ängste der Sünder zeigten, und er erläuterte die schreckliche Foltermethode, die angeblich in der Hölle angewendet wurde, nämlich nicht nur das Verbrennen, sondern das Schmauchen und Räuchern der Sünder, wobei ein besonders infernalischer Gestank entstand.
Den Bezug zu den Juden erklärte Professor Frey damit, dass das Judentum seit Jahrhunderten von den Christen verteufelt wurde und diese Assoziation zwischen dem Teufel und den Juden übertrug den teuflischen Höllengestank auch auf die Juden. Es wurden zahlreiche Schriften als Beweise und Belege für diesen Zusammenhang angeführt und auch viele hinlänglich bekannte Vorurteile über Juden aus diesen Schriften zitiert. Ein weiteres Motiv, das seit dem 13. Jahrhundert in die Tradition der Judenschmähung gehört, ist das Bild der Judensau, das ebenfalls mit Abbildungen und Belegquellen im Vortrag erwähnt wurde und leider bis in die Zeit des 18. und 19. Jahrhunderts auch in den Schriften scheinbar gebildeten Leute fortwirkte und seinen unheilvollen Niederschlag dann in der NS-Propaganda des Dritten Reiches fand.
Zur Darstellung zum Thema "Hexen" verwies Professor Frey auf die Abbildung einer Hinrichtung einer Frau aus Wittenberg, die wegen Zauberei und ihres Bundes mit dem Teufel qualvoll verbrannt worden war. Hexenverfolgung habe es nicht nur im Mittelalter gegeben, sondern auch in der Frühen Neuzeit, und diese beschränkte sich nicht nur auf die katholischen Territorien. Hier fand nun von Professor Frey der berüchtigte "Hexenhammer" Erwähnung, eine Schrift zur Anleitung und Unterweisung der effektiven Hexenverfolgung. Auch Martin Luther sei von der Existenz von Hexen überzeugt gewesen und befürwortete deren Verfolgung.
Im Weiteren erläuterte der Referent die Unterschiede zwischen der Hexenverfolgung und den üblichen Verfahren gegen die Juden, da die Juden bereits als Außenseiter bekannt gewesen seien, während die Hexen erst noch als solche identifiziert werden mussten. Hier kommt nun der Hexengeruch als wichtiges Mittel zur Kennzeichnung und Identifikation von Verdächtigen ins Spiel und sogar im Märchen hinterlässt die böse Hexe bekanntlich oft einen schwefligen Gestank. Auch hierzu führte Professor Frey eine Fülle von Quellen und Schriften an und verwies abschließend auf leider aktuelle Beispiele des Antisemitismus, in denen Juden als stinkend ausgegrenzt und gebrandmarkt worden waren.
Der Vorsitzende des Freundeskreises, Harald Eßwein, bedankte sich auch im Namen der interessierten Zuhörer für die interessanten - und leider immer noch oder schon wieder - aktuellen Ausführungen. (Cornelia Blümle)