Gleicher Ort - andere Zeit: 60 Jahre nach seinem Abitur betrat Hermann Walter erstmals wieder das JKG
Für Hermann Walter wurden seine Teenager-Erlebnisse vor Teenagern wieder lebendig - jedoch nicht, weil die Teenager-Erlebnisse von vor 67 Jahren so sehr den heutigen ähneln. Ganz im Gegenteil: Hermann Walter berichtete am 22.11.2012 vor zwei Oberstufen-Kursen des Justus-Knecht-Gymnasiums aus seiner Jugend im Nationalsozialismus, von den tiefen Eindrücken der Zerstörung Bruchsals am 1.3.1945, von Erlebnissen mit den alliierten Besatzungsmächten.
90 Minuten lang hörten die 45 Teenager von heute gebannt zu, wie der JKG-Diamantabiturient von Indoktrination in HJ und Schule sprach, vom „Griff in die Seele“, gleichzeitig Titel seines 2010 erschienen Buchs. Obwohl Hermann Walter, als pensionierter Geschichtslehrer und Realschulrektor in Lauda-Königshofen wohnhaft, mit leiser, teilweise ergriffener Stimme sprach, ging den Schülerinnen und Schülern kein Wort verloren. Sie hörten von einer Generation, der das Kindsein genommen wurde: Durch den Anblick von Sterben und Tod, durch das mehrmalige Erleben von Todesgefahr für sich, die nächsten Angehörigen und Freunde, und dadurch, Zeuge werden zu müssen von Hinrichtungen, Vergewaltigungen, Verbrechen.
Dabei gelang es Hermann Walter immer wieder, den Bogen zu spannen zu aktuellen politischen Problemen und zur heutigen Lebenswelt der Schüler. Diese dankten ihm mit interessierten Nachfragen und herzlichem Applaus für seinen Zeitzeugenbericht, der finanziell und organisatorisch durch den Freundeskreis der Schule unterstützt wurde. (Florian Jung)