Nachdem man im Juni den Wetterkapriolen wie Starkregen und Hochwasser Tribut zollen musste, konnte am letzten Sonntag im Juli bei guten Wetterbedingungen der von Dieter Ehrhardt mit viel Mühe organisierte Ausflug zur Festung Germersheim stattfinden.
In der neugestalteten Touristen-Information im Weißenburger Torgebäude gab die kundige und sympathische Stadtführerin eine kurze Einführung in Stadtgeschichte, Festungsarchitektur (wer weiß schon, was ein polygonales Kaponniersystem ist) und -historie. Als starke Festung zum Schutz vor möglichen französischen Angriffen nach einem Beschluss des Deutschen Bundes von 1815 zwischen 1834 und 1861 erbaut, war sie durch einen „Quantensprung" in der Entwicklung der Waffensysteme bereits bei Fertigstellung militärisch veraltet, da sich die Reichweite der Kanonen stark vergrößert hatte. In der Folge wurde die Anlage – zum Glück - nie in einem Krieg genutzt. 40% der Anlage, die nach den Bestimmungen des Versailler Vertrags nach dem Ersten Weltkrieg komplett hätte geschleift (gesprengt) werden müssen, was vermieden werden konnte, sind heute noch erhalten.
Ausgehend vom Weißenburger Tor schloss sich die Besichtigung an. Interessant waren das königlich-bayrische Wappen (die Pfalz gehörte zur Bauzeit 1834- 61 zu Bayern) mit den Löwen, die Vorrichtung zur Nutzung einer Zugbrücke und das Schlupfloch im Tor, durch das unsere jüngsten Teilnehmer (drei und sechs Jahre )noch aufrecht hätten gehen können. Von der Brücke ergab sich ein Überblick über Teile des Wehrgrabens und der Gebäude. Im weiteren Verlauf wurden die Teilnehmer am langgestreckten Lazarettgebäude in die „Brandbekämpfungsmaßnahmen" mittels Sand bei möglichem Kanonenbeschuss eingeweiht und man erfuhr von rätselhaften Krankheitsfällen unter den aus Bayern hier im 19. Jahrhundert stationierten Soldaten.
Entlang des Flüsschens Queich ging es dann zur Fronte Beckers, dem fast vollständig erhaltenen Teil der Festung, der heute als Kultur-, Jugend- und Veranstaltungszentrum genutzt wird. In den sog. Kasematten, schusssicheren Räumen, konnten wir über „königliche Ziegel" bis zu den Kanonenräumen „schreiten". Mutig nahmen wir später noch den Weg in die – herrlich kühlen - Stollen. Nach Ende der Besichtigung erfolgte die Stärkung im historischen Café zum Elefanten.
Von hier aus ging es zur Insel Grün zur zweistündigen Nachenbootfahrt auf dem Altrhein, wo uns der nette Bootsführer über Fauna und Flora dieser Region informierte und wir neben Kormoranen und einem Schwarzen Milan u.a. auch reizende Entenfamilien und ein Schwanenpärchen zu Gesicht bekamen. Nur der Eisvogel zeigte sich nicht. Glücklicherweise war von einer Schnakenplage nichts zu spüren. Dass Zunder ein Baumpilz ist und hier am Rhein die Herstellung von Holzschuhen aus einheimischem Holz Tradition hat, veranschaulichte der Bootsführer mit entsprechenden Exponaten. Pfälzisch-badisches Geplänkel ließ eine fröhliche Stimmung aufkommen, der dank großer Schirme auf dem Boot auch der gegen Ende einsetzende Regen nichts anhaben konnte, zumal das Boot mit „voller Kraft voraus" das Bootshaus ansteuerte.(Ursula Eckart)