In jedem Auto befindet sich ein Getriebe, das die hohe Drehzahl eines Motors auf die Drehzahl reduziert, die ein Rad eines Auto zur Fortbewegung erfordert. Im SEW-Großgetriebewerk werden Getriebe mit einem Elektromotor gebaut, die um ein vielfaches stärker sind als in einem Auto. So überträgt z.B. ein normales Auto ein Drehmoment von ca. 250 Nm, die ganz großen SEW-Getriebe übertragen dagegen bis 1,5 Millionen Nm und können ein Gewicht bis zu 40 t haben - „Groß" hat hier wirklich seine Berechtigung.
Gute Kontakte eines Vorstandsmitglieds des JKG-Freundeskreises zur SEW machten eine Besichtigung im neuen SEW-Werk an der B35 in Bruchsal möglich. Bei der Planung der Besichtigung bat uns die SEW, je eine Gruppe für die Mitglieder des Freundeskreises, aber auch eine Gruppe nur für Schüler-/innen der Oberstufe zu bilden. Diesem Wunsch kamen wir gerne nach.
Herr Soder, Geschäftsführer für Forschung, Entwicklung und Produktion ließ es sich nicht nehmen, uns persönlich zu führen. Es ist selbstverständlich und üblich, dass ein Unternehmen sich erst einmal vorstellt, vor allem, wenn es sich um ein inzwischen internationales Unternehmen mit weltweit ca. 15 000 Beschäftigten handelt, das einen Umsatz von über 2,5 Mrd./Jahr macht und seinen Sitz als derzeit größter Arbeitgeber in Bruchsal hat. Herr Soder kennt die historische Entwicklung der SEW sehr gut, da er dort auch schon seine Lehrzeit verbrachte. Die ersten kleinen Getriebemotoren wurden schon in der Durlacher Straße (heue Musikschule) gebaut. Den derzeitigen Inhaber der Firma Ernst Blickle zitierte Herr Soder mit großer Leidenschaft und wies auf seine Lebensphilosophie hin, diese lautet:
Disziplin, Ehrlichkeit, harte Arbeit, Sparsamkeit und Bescheidenheit
Die SEW-Stärke ist es, im Großgetriebebereich und den vielen dazugehörigen Komponenten keine „Massenware" herzustellen, sondern auf technische kundenspezifische Wünsche einzugehen. Bereits um 1960 wurden aus ca. 9000 Einzelteilen die unterschiedlichsten Getriebemotoren hergestellt. Der internationale Wettbewerb wird auch hier immer schärfer und so versucht die SEW in dem Hochlohnland Deutschland aus großer Fachkompetenz und möglichst kurzer Lieferzeit einen Wettbewerbsvorteil zu ziehen. Dies war nur möglich, weil die SEW dies sehr früh erkannte und die Konstruktion von Großgetrieben nach einem Baukastensystem zusammenstellen konnte.
Kommt ein Auftrag bei der SEW herein, greift die sehr straff organisierte Auftragsabwicklung von der Auftragbestätigung, über konstruktive Anpassung an die Kundenwünsche und überprüft, ob die erforderlichen Teile auf Lager sind. Es folgt die Produktion, d.h. evtl. mechanische Bearbeitung, Reinigung der Teile, Montage, laufende Kontrolle mit Dokumentation, Farbanstrich nach Kundenwunsch, Bereitstellung zur Spedition und evtl. die erforderliche Verpackung für Übersee oder Lufttransport. Alles mit dem Ziel, den zugesagten Termin einzuhalten.
Für die Besucher waren die Dimensionen solcher Großgetriebe vorher unbekannt. Umso beeindruckender waren die sehr sauberen Fertigungshallen, obwohl dort viel gefräst und geschliffen wurde. Zwischendurch waren Ruhezonen und Infoständen zu sehen, die die Mitarbeiter über den jeweiligen Stand einzelner Auftrage informierten. Besonders angetan waren die Besucher auch über die gute Atmosphäre in den zuständigen Büros. Was man bei solchen Rundgängen nicht immer sehen kann, ist die Bewältigung der sehr unterschiedlichen Auslastungen einzelner Gruppen und Abteilungen und auch die Handhabung von Zeitkonten, ohne die eine zielgerichtete kurze Durchlaufzeit nicht möglich wäre.
Wer sich ausführlich über das Unternehmen SEW-Eurodrive informieren möchte, dem kann sehr die umfangreiche SEW-Homepage weiterhelfen. Für die Schüler gab es von Herrn Soder einige Hinweise über mögliche Berufsausbildungen, Praktikantenplätze und Studienplätze. Wer sich ausführlicher informieren will, kann auf der SEW-Homepage u.a. unter „Karriere" einen Film ansehen. (Dieter Ehrhardt)