Zu einem Vortrag des ehemaligen stv. Schulleiters Joachim Kolleck zum Thema "Materie und Realität" lud der Freundeskreis des Justus‐Knecht‐Gymnasiums Bruchsal am 12. Februar ein.Zahlreiche Gäste, darunter viele Weggefährten des Vortragenden, Kollegen wie auch Schüler, waren dieser Einladung in den großen Musiksaal des JKG gefolgt.
Als studierter Physiker hatte Kolleck es sich an diesem Abend zum Ziel gemacht, die Zuhörer in die Welt der Atom‐ und Teilchenphysik zu entführen und spannte hierbei den Bogen von den Anfängen im antiken Griechenland bis hin zu neuesten Perspektiven. Dabei gelang es ihm, sowohl die Gäste ohne physikalische Vorbildung als auch die 'Leute vom Fach' mitzunehmen. Große Aufmerksamkeitspausen durfte man sich an diesem Abend jedoch nicht gönnen, da der einstündige Vortrag nicht nur an der fachlichen Oberfläche blieb, sondern teils beachtliche Tiefe aufwies. Mit Hilfe von Diagrammen, Simulationen und sogar mittels eines Comic‐Clips konnte der Routinier seine Ausführungen dabei stets kurzweilig und motivierend gestalten.
Seinen in drei Abschnitte geteilten Vortrag begann Kolleck mit der Entwicklung des Atommodells von Demokrit (ca. 400 v.Chr.) bis hin zu aktuellen Sichtweisen in der Quantenphysik. Hierbei machte er an den historisch bedeutenden Stationen jeweils kurz Halt und erläuterte, weshalb es in der Physik immer wieder notwendig war und ist, sich von bestehenden Modellen zu verabschieden und sich auf neue Denk‐ und Sichtweisen einzulassen. Er machte das Auditorium darauf aufmerksam, welche großen Namen wie z.B. Max Planck, Albert Einstein oder auch Niels Bohr den aufgezeigten Entwicklungsweg säumen und die Liste der Nobelpreisträger maßgeblich prägen. Sie alle trugen dazu bei, den sogenannten Welle‐Teilchen‐Dualismus des Lichts zu verstehen.
Mit einem weiteren Nobelpreisträger, dem Franzosen Louis de Broglie, leitete der pensionierte Pädagoge zum zweiten Abschnitt des Abends über: dessen innovativer Idee aus dem Jahr 1924, den Dualismus nicht nur auf Licht, sondern auf jede feste Materie anzuwenden, verdankt die moderne Physik einen ihrer Grundpfeiler. Über die als Doppelspalt‐Experiment bekannte Versuchsanordnung, die mittels einer Simulation von Kolleck erklärt wurde, konnte gezeigt werden, dass sich Materie unter gewissen Voraussetzungen ähnlich wie Licht verhält. Neben allen aufgezeigten Erkenntnissen und Errungenschaften, die maßgeblich durch Physiker wie Heisenberg oder Schrödinger in der Quantenphysik hierauf aufbauend erzielt wurden, emphasierte Kolleck die Eigenartigkeit dieser Phänomene und zitierte den legendären Richard Feynman mit seinem berühmten Ausspruch "Wer glaubt, die Quantentheorie verstanden zu haben, hat sie nicht verstanden.".
Im dritten und letzten Teil wurde dem Zuhörer der Status Quo der aktuellen Forschung auf verständliche Art und Weise skizziert und mit Visionen wie Quantencomputing und der Suche nach einer großen vereinheitlichenden Theorie eine Idee davon vermittelt, was die Zukunft bereithalten könnte.
Zum Abschluss dankte Joachim Kolleck seinem langjährigen und freundschaftlich verbundenen Kollegen Dr. Günter Böhm für dessen Mitarbeit im Vorfeld des Abends und die stets fruchtbaren wissenschaftlichen Diskussionen. Die erste Vorsitzende des Freundeskreises Angelika Thiele bedankte sich abschließend für den anspruchsvollen und gleichsam unterhaltsamen physikalischen Streifzug beim Referenten und seinem Unterstützer und überreichte beiden ein Weinpräsent. (Christian Keibl)