Der Entwurf eines christlichen Idealstaates des Reformators Martin Bucer (1491 - 1551)
Es ist mittlerweile eine schöne Tradition beim Freundeskreis des Justus-Knecht-Gymnasiums, dass der Historiker und ehemalige Schüler der Schule, Prof. Dr. Winfried Frey,einen interessanten Vortrag zu Themen seines Fachbereichs hält. Auch in diesem Jahr nahm er seine Zuhörer mit auf eine geschichtliche Reise in die Zeit der Reformation und berichtete über einen Zeitgenossen Martin Luthers, den Reformator und Protestanten Martin Bucer.
Sein Lebenslauf weist einige Ähnlichkeiten mit dem von Luther auf, er stammt jedoch aus dem Elsass und war in dieser Gegend wie Heidelberg, Speyer und sogar Bruchsal als Theologe tätig. In seinem Hauptwerk "De regno Christi", das er im Exil in England vollendete, entwirft Bucer die Utopie eines christlichen Idealstaates. Darin werden Regeln zum vorbildlichen, christlich-protestantischen Leben aufgestellt und bei Nichtbeachtung drakonische Strafen angedroht, die Bucer als fanatischen und radikalen Eiferer entlarven, der seinen Idealstaat obrigkeitsstaatlich ausgerichtet sieht und in Opposition zur katholischen Kirche und zum Papsttum steht.
Zuvor verwies der Referent, der bis zu seiner Emeritierung als Professor an der Goethe-Universität in Frankfurt gelehrt hatte, auf Vorgängerideen eines christlichen Idealstaates und führte dazu das Werk "Civitas Dei" des Kirchenlehrers Augustinus an sowie die Ideen Ottos von Freising. In diesen Werken wird die Ablehnung des Judentums thematisiert und die Juden in ihrer Religionseinstellung und Lebensführung kritisiert und diffamiert. Dies führte häufig dazu, dass den Juden die Existenzgrundlage entzogen wurde und dass es zu Verfolgungen sowie Pogromen kam.Auch Martin Bucer stellt im Hinblick auf den Antisemitismus keine Ausnahme dar und daher attestiert Dr. Frey, dass sein Werk kein Ruhmesblatt einer christlichen Einstellung sei.
Die Vorsitzende des Freundeskreises Angelika Thiele bedankte sich bei dem Referenten für den informativen Vortrag, der mit passendem Bildmaterial und Originalzitaten aus den erwähnten Werken ergänzt wurde. (Cornelia Blümle)