Römer, Kelten, Christen und Nazis auf dem Heiligenberg bei Heidelberg
Wieder einmal hatte sich eine muntere Gruppe des Freundeskreises JKG aufgemacht, um diesmal den Heiligenberg bei Heidelberg zwar mit dem Auto zu erklimmen, ihn dann aber zu umwandern und dabei in seine Geschichte einzutauchen.
Erst einmal haben wir das lichte Grün des alten Buchen- und Eichenwaldes und die herrliche Frühlingsluft in uns aufgenommen und dabei den Blick von den Ruinen des Stephansklosters auf die Heidelberger Altstadt, auf das Schloss am Hang des Königsstuhles und auf den Neckar, dessen Tal sich hier zur Rheinebene öffnet, genossen. Frau Dr. Schweinfurth stimmte uns dann auf die Geographie, Geologie und Geschichte des Ortes ein.
Die ältesten Siedlungsspuren der Heidelberger Geschichte befinden sich nämlich hier oben auf dem Berg. Nicht unwahrscheinlich, dass schon zu Zeiten des Homo Heidelbergensis vor ca. 600000 Jahren Vorfahren der heutigen Menschen hier lebten. Eindeutig nachgewiesen sind menschliche Funde und Spuren allerdings erst seit der La Tène Zeit. Später ca. 500 v. Chr. lebten und arbeiteten die Kelten auf dem Berg, den sie mit einem doppelten Ringwall, dessen Reste noch heute zu finden sind, gesichert hatten. Auf dem höchsten Punkt hatten sie ein Heiligtum errichtet, das wahrscheinlich dem Gott Wodan gewidmet war. Die Römer, die dann mehrere Jahrhunderte um die Zeitenwende in der Ebene siedelten, übernahmen den heiligen Platz und errichteten an gleicher Stelle einen Tempel zu Ehren ihres Gottes Merkur. Im 11. Jh. wurde er dann von Benediktiner Mönchen wieder umgewidmet und ein Kloster zum Gedenken an den Heiligen Michael wurde erbaut (die gleiche Nutzungsgeschichte lässt sich übrigens auch auf dem Michaelsberg in Untergrombach nachweisen).
Gerne wurde der Heiligenberg ein wenig aus dem Bewusstsein der Stadtgeschichte gestrichen, da zur Zeit des Nationalsozialismus eine imposante Thingstätte, in der über 6000 Menschen Platz fanden, errichtet wurde. Sie sollte durch Großveranstaltungen der Umerziehung des Volkes dienen. Geblieben ist eine eindrucksvolle Arena ganz aus Buntsandstein auf Granit gebaut mit einer fabelhaften Akustik. Große Feste gibt es heute allerdings kaum noch, denn die Geschichte des Ortes spricht dagegen.
Es gab also für unsere Gruppe wieder viel zu sehen, zu hören und zu erklettern in ganz alten Gemäuern und über unendlich viele Stufen, sodass uns eine Erfrischung in der Waldschenke (noch nicht Waldschänke) bei perfekter Bedienung und Sonnenschein gut tat. Ein Dankeschön geht wieder einmal an Frau Schweinfurth und wir freuen uns auf ihren Vortrag über die Geschichte der Gewürze diesen Herbst im Musiksaal des JKGs. (Angelika Thiele)