Die Zeit der Reformation war eine spannende Epoche des Umbruchs und der Erneuerung, 2017 ist das Jubiläumsjahr des Beginns der Reformation - dies wirkt sich auch in den Themen der Vortragsreihe beim Freundeskreis des Justus-Knecht-Gymnasiums aus. Nachdem Professor Winfried Frey das Lutherbild beleuchtet hatte, widmete sich die Historikerin und Geografin Frau Dr. Heidrun Schweinfurth dem Weggefährten und Unterstützer Luthers, Philipp Melanchthon.
Anlässe, sich dem Thema zu nähern, fand sie natürlich bei der Besichtigung des Melanchthonhauses in Bretten sowie in der Schlosskirche zu Wittenberg mit der berühmtem Thesentür und den Gräbern der beiden Protagonisten der Reformation. Zahlreiche Portraits der beiden Reformatoren, gemalt von deren Zeitgenossen Dürer, Holbein und Lucas Cranach, wurden vorgestellt und dienten zur Erläuterung der unterschiedlichen Charaktere.
Das berühmte Doppelbild von Cranach zeigt Luther als den vitalen, spontanen und aktiven Pragmatiker der Reformation, während Melanchthon eher der asketische, ausgleichende und forschende Theoretiker der Bewegung war. Unter anderem war er nämlich Humanist, Linguist, Dichter, Pädagoge und Theologe.
Die Referentin erläuterte dann den Lebenslauf des bekanntlich in Bretten geborenen Hochbegabten, der von seinem Onkel, dem berühmten Humanisten Reuchlin aus Pforzheim, gefördert wurde und der aus dessen deutschen Namen "Schwarzerdt" das griechische "Melanchthon" machte. Schon mit 12 Jahren studierte dieser in Heidelberg, durchlief alle für diese Zeit üblichen Studiengänge, beherrschte Latein, Griechisch und Hebräisch und wurde dann mit 20 Jahren an einen Lehrstuhl für Griechisch an die Universität Wittenberg berufen, wo er schließlich auf Luther traf und diesen mit seinen Sprachkenntnissen bei der Bibelübersetzung beriet.
Die Zuhörer erfuhren auch Privates über ihn, wie aus einer vermittelten Eheschließung dann doch ein glücklicher Ehemann und Familienvater hervorging, aber auch, dass er klein und schmächtig war und lispelte. Dies hinderte ihn aber keineswegs daran, Rektor und Schulgründer zu werden und sich als "Praeceptor Germaniae" - als Lehrer Deutschlands - einen Namen zu machen.
Auf Melanchthon geht auch das dreigliedrige gymnasiale Schulsystem zurück. Die Referentin verwies auf das wichtige Werke des Reformators "Loci communes" - die erste systematische evangelische Glaubenslehre - und die wichtige diplomatische Rolle Melanchthons 1530 beim Augsburger Reichstag mit dem berühmten Augsburger Bekenntnis und dem folgenden Religionsfrieden. Nach dem Tode Luthers führte er den deutschen Protestantismus weiter, sei aber, so die Meinung von Dr.Schweinfurth, in seiner Bedeutung eher unterschätzt worden.
Herzlicher Beifall des Publikums und ein Blumenstrauß von der Vorsitzenden Angelika Thiele war der Dank für einen abwechslungs- und lehrreichen Vortrag.(Cornelia Blümle)